Holz ist ein genialer Baustoff. Gerade in Zeiten des Klimawandels sowie in einem Land, in dem rund die Hälfte des Staatsgebietes mit Wald bedeckt ist und mehr nachwächst als genutzt wird.
Rund 40 % des Ausstoßes von Treibhausgasen sollen weltweit durch Errichtung und Betrieb von Gebäuden sowie der Infrastruktur entstehen. „Der Gebäudesektor ist der Elefant im Klimaraum. Die Rückkehr zum Holzbau ist der wichtigste Beitrag gegen die Erderwärmung“, so Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Wenn wir die Waldzerstörung stoppen, großflächig aufforsten und mit Holz statt Beton bauen würden, werde der Bausektor vom „Klimasünder zum Klimafreund“.
Bauholz als CO2-Speicher
Denn während im Holz CO2 gespeichert wird, das der Baum vorher der Atmosphäre entzogen hat, geht bei Zementprodukten der Stofffluss in die andere Richtung. Bis zu 8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen sollen allein auf die Zementproduktion zurückgehen – mehr als beim globalen Flugverkehr. Die von Land&Forst Betriebe Österreich gemachte CO2-Bilanz von 1 m2 Außenwandaufbau spricht Bände: Diese beträgt demnach bei Massivholz minus 88 kg CO2, bei Holzrahmenbau minus 45 kg CO2, bei Ziegel hingegen plus 57 kg CO2 und bei Beton gar plus 82 kg CO2.
„Der Gebäudesektor ist der Elefant im Klimaraum. Die Rückkehr zum Holzbau ist der wichtigste Beitrag gegen die Erderwärmung.“ Hans Joachim Schellnhuber
Wenn auch Vertreter der Beton- und Zementindustrie andere Zahlen ins Spiel bringen sowie auf die spätere Karbonatisierung, also den Einbau von CO2 aus der Luft in den Beton, und auf ehrgeizige Emissionsreduktionsziele ihrer Branche hinweisen, bleibt der Startvorteil von Holz unbestritten: Ein Kubikmeter Holz bindet ca. eine Tonne CO2 – eine Tonne, die im ungenützten Wald nach dem Absterben des Baumes verrotten und dabei letztlich eine Tonne an CO2 in die Atmosphäre freisetzen
würde.
Hochwertiger Baustoff
Holz ist aber nicht nur gut für die Umwelt, sondern überzeugt auch mit seinen bauphysikalischen Eigenschaften. Es hat eine hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht. Holzbauten brauchen dadurch kleinere Fundamente. Gebäudeaufstockungen sind aus statischen Gründen oft nur mit dem leichten Baustoff Holz möglich. „Holz bietet dadurch einen entscheidenden Vorteil, wenn es um die Nachverdichtung in Städten geht“, so Experten von proHolz Austria. Wände, Decken oder sogar ganze Zimmer aus Holz können präzise und witterungsunabhängig im Werk vorgefertigt werden. Dazu kommen weitere Vorteile, wie die Wirkung des Holzes auf das menschliche Wohlbefinden oder die wirtschaftliche Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft für den ländlichen Raum.
Brettsperrholz
Freilich unterscheiden sich die Holzarten und unterschiedlichen Qualitäten stark in ihren Eigenschaften und Einsatzbereichen. Und natürlich gibt es neben Konstruktionsvollholz verschiedene andere Baustoffe aus Waldbiomasse. Durch technische Innovationen ist dabei der traditionell stabförmige Baustoff, der aus dem Baumstamm gesägt wird, in die Fläche gegangen und hat homogenere Eigenschaften erhalten. Das wesentlich in Österreich entwickelte Brettsperrholz ist ein Beispiel hierfür. Es wird auch als CLT – cross- laminated timber – und X‑Lam bezeichnet. Es handelt sich dabei um hochwertige Massivholzbauelemente, die in mehreren Lagen kreuzweise verklebt sind. Da das Quell- und Schwindmaß von Holz in Faserrichtung deutlich geringer ist als radial bzw. tangential zur Faser, führt die kreuzweise Anordnung von benachbarten Brettlagen zu einem Sperreffekt. Brettsperrholzelemente weisen daher nur sehr geringe Quell- und Schwindverformungen auf.
ÖKL-Infoblatt zu Brettsperrholz
Das ÖKL hat heuer zu Brettsperrholz das Infoblatt Nr. 05 herausgegeben. Die Besonderheit der CLT-Bauweise liegt demnach generell in seiner Einfachheit (Aufbau, Montage bzw. Handling), sodass auch im landwirtschaftlichen Bau viel Eigenleistung möglich ist. Aufgrund des Aufbaus aus ausschließlich durchgängigem Massivholz könnten zum Beispiel Installationen (Sanitär, Wasser, Elektro) sehr einfach montiert werden; Details müssten nie gedübelt werden, sondern werden einfach mit Holzschrauben befestigt. Die glatte und homogene Oberfläche benötige etwa keinen Fassadenaufbau. Aufgrund dieser Eigenschaften und durch den hohen Vorfertigungsgrad der CLT-Elemente könnte die Bauzeit stark verkürzt werden.
Download: ÖKL-Infoblatt Nr. 05, Einsatz von Brettsperrholz (CLT)
Holzbauanteil wächst
Eine 2019 veröffentlichte Studie der Universität für Bodenkultur Wien betrachtete die Entwicklung des Holzbaus im Hochbau in den letzten 20 Jahren. Basis hierfür waren die Einreichunterlagen für Baubewilligungen. Als Holzbauten wurden dabei Gebäude definiert, bei denen mehr als 50 % der tragenden Konstruktion aus Holz oder Holzwerkstoffen sind. Bezogen auf die errichteten Nutzflächen hat sich der Holzbau demnach zwischen 1998 und 2018 von 14 auf 24 % gesteigert. Der Holzbauanteil verteilt sich dabei zu 53 % auf Wohnbau (neu errichtete Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Zu- und Umbauten) und zu 47 % auf Nicht-Wohnbau (öffentliche Bauten, Gewerbe- und Industriebauten, landwirtschaftliche Zweckbauten). Sowohl bei Mehrfamilienhäusern als auch bei öffentlichen Bauten kommen dabei fast nur mehr vorgefertigte Holzelemente zum Einsatz, insbesondere die Massivholzbauweise mit Brettsperrholzplatten hat stark zugenommen.
Foto: Rast und Ruh