ProHektar war in Tschechien bei Landtechnikherstellern, die für ihre Maschinen und Geräte in Österreich Absatzpotenzial orten.
Vorweg: Tschechien hat in den Bereichen Technik, Maschinenbau und Ingenieurwesen nicht nur lange Tradition, sondern seit jeher auch einen guten Ruf. Bekanntestes Aushängeschild im KFZ-Bau ist Škoda, betreffend Landtechnik der Traktorenhersteller Zetor in Brünn. Während Škoda alsbald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 von VW übernommen wurde und unter dem Konzerndach mittlerweile weltweit reüssieren konnte, blieben Zetor indes im Alleingang frühere Exportschlager-Zahlen der 1970er- und 80er-Jahre seither verwehrt.
Speziell rund um Brünn, Sitz von Zetor, erzeugen aber hierzulande noch wenig bekannte weitere Firmen Landmaschinen mit durchaus Potenzial. Diese werden nicht nur überwiegend auf Agrarbetrieben in Böhmen und Mähren eingesetzt, sondern auch in Mittel- und Osteuropa von Polen, der Slowakei, Ungarn und Slowenien über die Ukraine und Russland bis nach Kasachstan oder gar in Neuseeland.
Pflüge mit Härtetest-Garantie
Eine von diesen ist die Pflugfabrik Sukov in Huštenovice nahe Zlin. Gegründet 1991 am Gelände einer früheren Milchvieh-JZD, wie die Zwangsgenossenschaften in der CSSR genannt wurden, fertigen heute der Sohn des Gründers, Vojtech Suchanek, und seine gut zwei Dutzend Mitarbeiter bis zu 400 Pflüge pro Jahr. Die breite Angebotspalette kann sich sehen lassen und umfasst 25 Typen vom robusten Beetpflug über den Anbau-Wendepflug „Maxgreen“ mit drei bis fünf „plus eins“ Scharen, gesichert mit einer Scheerschraube, bis hin zum professionellen Aufsattel-Drehpflug, dem Top-Modell „Arcoagro“.
Der Rahmen der Pflüge hat eine Dimension von 180 x 180 x 10 Millimeter (statt üblicher 6 oder 7 mm von Konkurrenzherstellern), hergestellt aus hochfestem Spezialstahl aus Schweden. Per Teleskop-Kolbenstange lässt sich der Pflug in die „On-Land“-Position bringen. Die Pflugsicherung erfolgt mit einer Non-Stop-Blattfeder für besonders harte, steinige Böden oder ebenfalls mit einer Scherschraube mit 31.000 Newton Bruchlast. Dieser Pflug habe mittlerweile auch den Härtetest in Kasachstan bestanden, betont der Hersteller.
Optional ist bei einigen Pflügen auch die Auswahl der Schürfbleche. Zunehmend beliebt: die PS40-Streifenschaberplatte mit überlegener Brüchigkeit und geringerem Widerstand als eine feste Platte auf sandigen bis zu schweren Lehmböden bis zu 40 Zentimeter Tiefe. Eine Neuheit ist die verlängerte Halbschnecken-Vollplatte KV28 für alle Bodenverhältnisse bis zu 30 Zentimeter Tiefe. Seit drei Jahren entwickelt und produziert Sukov auch Kurzscheiben- und Stabeggen in Arbeitsbreiten von 4, 5 und 6 Meter. Und mit einem Augenzwinkern verweist man bei Sukov auf den ungewöhnlichsten Schauraum seiner Pflüge. In Prag hängt ein Beetpflug der Firma im besonders angesagten Top-Restaurant „Field“ über den Tischen des Lokals.
Kleintraktoren mit 60 Anbaugeräten
Unweit der Pflugfabrik entfernt in Prostejov nahe Olmütz ansässig ist Šálek, Erzeuger von kleinen Allradtraktoren bis 50 PS, samt einer enormen Auswahl an Zubehörteilen. Von 1920 bis 1935 wurden am heutigen Werksgelände neben landwirtschaftlichen Fahrzeugen Autos der Marke Wikov erzeugt, nach dem Zweiten Weltkrieg dann neben Kleintraktoren auch Agrostroj-Mähdrescher. Nach der Wende kaufte der heutige Besitzer Pavel Šálek die Traktorenlizenz. Rund 50 Mitarbeiter montieren seither bis zu 400 Traktoren bis 60 PS jährlich in der kleinen Manufaktur, vier von zehn mit Kabinen, in zwei Ausstattungsvarianten Comfort und Excellent, sowie 60 Eigenbau-Anbaugeräte, vom Frontlader bis zur ausgefallenen Reiserntemaschine.
Käufer der technisch einfachen Zugmaschinen mit 3- und 4‑Zylindermotoren, teils von Kohler, Hatz oder Kubota, sind primär Wein- und Obstbetriebe sowie Kommunen, auch Kleinbauern mit Forst. Und das nicht nur in Tschechien, auch in der Slowakei und Polen und einige in Österreich, über die Firma Wimmer Landtechnik. Sechs von zehn Traktoren werden direkt ab Werk verkauft. Größter Konkurrent seien Billigtraktoren aus Indien, so Pavel Šálek jun.
Anhänger und Absetzkipper
In Lutopecny bei Kremsier fertigt der Hersteller von Fahrzeugaufbauten Fornal neben ebensolchen für Lkw auch ein- bis dreiachsige Traktoranhänger mit Hakenlift sowie Container-Absetzkipper unter der Marke „Fortny“. Auf osteuropäischen Betrieben werden solche zum Transport von Schüttgut, Getreide, Hackschnitzel und Silagen eingesetzt, mit einer Nutzlast von 5,5 bis zu 26 Tonnen. Auch diese Firma gibt es seit nunmehr 30 Jahren. Besitzer Eduard Fornal preist die hohe Qualität seiner Eigenentwicklungen, fertigt mit seinen 75 Mitarbeitern auf Wunsch auch maßgeschneiderte individuelle Lösungen und betont die Einhaltung aller EU-Rechtsvorschriften aller Maschinen. Anfragen aus Österreich hat er auch, primär für seine Containerkipper. Und sucht wie auch Sukov und Šálek Händlerpartner in Österreich.
Vertikaler Mischwagen
Auf einem Milchviehbetrieb nahe Trebisch zeigt die mährisch-schlesische Firma Cernin aus Budišov im Kreis Opava, einst Troppau, seinen vertikalen Futter-Mischwagen, auch einsetzbar für Kompost- und Biogasanlagen. Fünf Modelle hat Cernin im Angebot; für 7, 9, 14 und 18 Kubikmeter Befüllung. Einfaches, funktionelles Design, aus Edelstahl für hohe Langlebigkeit, elektronischer Wiegung sowie Tablett-Steuerung, das Spitzenmodell DF9 mit Vertikal-Fräsmaschine bis 4 Meter Reichweite. 20 solcher Maschinen laufen auch in Österreich, heißt es. „Vor allem südlich der Donau“ sucht Vertriebsleiter David Bukovjan, Schwiegersohn des Besitzers, nun Händler. Im Mühl‑, Wald- und Weinviertel könne man Kunden ab Tschechien servicieren. Milchbauer Aleš Neumann ist mit der Maschine sehr zufrieden, er mischt damit 20 Tonnen Silofutter täglich für seine 350 Kühe, entnommen aus überdimensionalen Fahrsilos. Auch Cernin ist ein Unternehmen, das erst ab Mitte der 1990er-Jahre entstanden ist.
Robuste Grubber, Eggen, Walzen
Auch der Hersteller SMS CZ hat sich auf der Suche nach Händlern und Kunden in Österreich der Gruppe angeschlossen. Die Ingenieurtradition des Werks in Rokycany, östlich von Pilsen, geht bis ins Jahr 1897 zurück. Nach Privatisierung und Neugründung hat sich das Unternehmen auf Technik für die Bodenbearbeitung, Saatvorbereitung, Walzung und Wiesenpflege spezialisiert, zählt 130 Mitarbeiter und Kunden von Frankreich bis Kanada und Neuseeland. 70 Prozent der SMS-Maschinen gehen in den Export. Auf einem Acker südlich von Brünn gräbt sich der Tiefgrubber Talon tief in den verdichteten Boden, um diesen aufzubrechen, anzuheben und zu belüften.
Auch die neue Generation der Ontario-Scheibeneggen oder die Walzen und Cambridge-Walzen für die Acker- und Dauergrünlandpflege sind von robuster Konstruktion, damit hoch belastbar und garantieren Langlebigkeit. Seine Grünlandtechnik rüstet SMS mit pneumatischen Sägeräten der österreichischen Firma APV aus, mit der eine langjährige Partnerschaft besteht. Betreut werden alle genannten Hersteller von Alexandr Kuchar. Der frühere Pressemann von Zetor hat eine eigene Beratungsfirma, Agcraft, und arbeitet zudem für Rozmital-Futtererntetechnik, einen Hersteller von Scheibenmähern, Wendern, Schwadern sowie Rundballenpressen bei Pilsen. Mehr Infos über die einzelnen Firmen und deren Neuheiten findet man auch im Internet.
Hier erfahren Sie mehr: www.sukov.cz, www.salekpv.cz, www.cernin.cz, www.smscz.cz, www.rozmital.com
Complicance-Hinweis: Die Reise nach Tschechien wurde von den genannten Herstellern bezahlt.
Fotos: Bernhard Weber/ProHektar (4), SMS CZ