Die Heuwirtschaft ist die ursprünglichste Form der Milcherzeugung. Heumilch und die daraus gefertigten Produkte haben laut einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien einen rund doppelt so hohen Wert an Omega-3-Fettsäuren und konjugierten Linolsäuren (CLA) wie herkömmliche Milchprodukte und unterstützen dabei, gesund zu bleiben.
Eine Vielzahl an Gräsern und Kräutern verleihen Heumilch besondere Qualität und Geschmack, denn je höher der Artenreichtum, desto höher das Aroma. Doch nicht nur mit Qualität und Geschmack kann Heumilch punkten, sondern auch mit klima- und bodenschonender Wirtschaftsweise. Die Heuwirtschaft nutzt lokal verfügbare Ressourcen und ist seit jeher geprägt durch nachhaltiges, auf Generationen aufgebautes Denken und Handeln.
Die Arbeit der Milchbauern leistet einen wesentlichen Beitrag zu Klimaschutz, Schonung der Böden und Förderung der Artenvielfalt. Dauergrünland, also Wiesen, Weiden und Almen, die auf natürliche Weise durch Eigenvermehrung mindestens fünf Jahre ohne Umbruch zu Acker für die Futtergewinnung genutzt werden, bildet die Basis der Heuwirtschaft. Ähnlich wie Wälder lagern Grünlandböden sehr viel Kohlenstoff im Humus ein und zählen somit zu wertvollen CO2-Senkern. Kleine Tierbestände sind eher Norm als Ausnahme, verfüttert wird das Dauergrünland mit einem begrenzten Getreideeinsatz. Damit hebt sich die Wirtschaftsweise der Heumilchbauern deutlich von industrialisierter Landwirtschaft ab. Mit dem Mythos „Klimakiller Kuh“ kann in der Heumilchwirtschaft an dieser Stelle aufgeräumt werden.
Beste Futterqualität durch technische Hilfe
Das wichtigste Futtermittel und die Basis für die erfolgreiche Milchproduktion ist das Grundfutter. Eine gute Konservierung durch Heutrocknung bietet Landwirten Unabhängigkeit von teuren Importfuttermitteln. Heutrocknungsanlagen bieten viele Vorteile und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, denn nur durch technische Heutrocknung haben Schimmel und Bakterien keine Chance und das mühsam geerntete Heu lässt sich für den Gebrauch im Winter einlagern. Welche Anlage geeignet ist und welche Gebote es zu beachten gibt, ist vom jeweiligen Betrieb abhängig. Ob eine Lose- oder Rundballentrocknung erfolgen soll, ist eine Grundsatzentscheidung, die ganz zu Beginn getroffen werden muss. Bei der Ballentrocknung gibt es eine Reihe verschiedener Systeme, bei denen Rundballen von unten, von unten und oben oder auch zwei Ballen übereinander getrocknet werden.
Die Vorteile: Durch die Pressung wird weniger Platz benötigt als mit losem Heu, die Ballen müssen nicht direkt beim Stall getrocknet und gelagert werden und lassen sich leichter verkaufen und handeln.
Für die Losetrocknung wird eine Trocknungsbox benötigt, deren Boden aus einem Rost besteht. Unterhalb des Rostes wird getrocknete oder angewärmte Luft vom Ventilator eingeblasen, die sich auf dem Weg durch das Trockengut mit Feuchtigkeit anreichert und danach durch die Öffnungen im Gebäude (Firstlüftung) ins Freie oder über einen Luftentfeuchter wieder der Trocknungsbox zugeführt wird (Umluftbetrieb). Die Losetrocknung ist, sofern möglich, immer zu bevorzugen, da sie sehr gut mit schwankenden Mengen umgehen kann. Allerdings benötigt man viel Platz und einen Hallenkran für die Beschickung und Entleerung.
Energie muss auch in die Verbesserung der Wasseraufnahmefähigkeit der Trocknungsluft investiert werden. Das erfolgt durch Anwärmung oder Luftentfeuchtung, beide Verfahren sind bei guter Planung ähnlich gut geeignet. Im Idealfall erfolgt die Anwärmung der Trocknungsluft durch Absaugung aus einer möglichst großen Dachfläche. Nachts und bei Regen kann ein Ofen oder Heizkessel aushelfen. Ein Wärmepumpen-Luftentfeuchter ist die sparsamste Variante, um Heu zu trocknen, meist werden in Heutrocknungsanlagen aber mehrere Wärmequellen kombiniert. Der Stromverbrauch von Heumilchbetrieben schwankt saisonal. Allerdings fällt der meiste Verbrauch durch die Trocknungsanlagen in die Sommermonate, in denen viel Energie mit PV-Anlagen erzeugt werden kann. Die Kombination aus Heutrocknungsanlagen und PV-Anlagen ist ein vielversprechendes Modell für die Zukunft und ein wichtiger Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit.
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