Jüngere Feldversuche in Österreich und Deutschland untermauern, dass der Anbau von Winterweizen in Einzelkornsaat und mit geringerer Saatstärke Vorteile mit sich bringen kann.
In der landwirtschaftlichen Produktion stehen seit Jahren volatile Erzeugerpreise und steigende Betriebsmittelkosten gegenüber, was eine große Herausforderung darstellt. Umso wichtiger ist es, die Produktion effizient zu gestalten, etwa durch einen gezielten Einsatz der Betriebsmittel, wie Dünger, Saatgut oder Treibstoff.
Bei der Saat wird versucht, eine Reihe von Parametern zu optimieren, wie etwa die optimale Stärke sowie die Standraumverteilung. Durch die Etablierung einer Sätechnik, die bei unterschiedlichen Kulturartengruppen verwendet werden kann, ist es möglich, mit einer universellen Sämaschine die Einsatzmöglichkeiten zu erhöhen und die Auslastung zu verbessern. Wie sich unterschiedliche Saatverfahren, die Drillsaat und Einzelkornsaat, sowie verschiedene Saatstärken auf die Bestandesentwicklung, die Qualität und den Ertrag von Winterweizen auswirken, wurde nun im Rahmen einer Bachelorarbeit des Studiengangs Agrartechnologie & Digital Farming genauer untersucht. In Zusammenarbeit mit der Firma Hammerschmied und der Landwirtschaftlichen Fachschule Hollabrunn wurde im Herbst 2022 in Schöngrabern im Bezirk Hollabrunn ein Feldversuch angelegt.
Feldversuche in zwei Regionen
Dabei wurde Winterweizen mit einer herkömmlichen Drillsämaschine und einer Einzelkornsämaschine von Väderstad in unterschiedlichen Saatstärken, von 200 bis 350 Körnern/m2, angebaut. Der Reihenabstand lag bei 25 cm. Zudem wurden zwei Feldversuche, die von der Firma Väderstad in Norddeutschland angelegt und geerntet wurden, ausgewertet und analysiert. Dabei baute man ebenfalls Winterweizen in Drill- und Einzelkornsaat an, und zwar mit Saatdichten zwischen 150 und 230 Körnern/m2. Verwendet wurde hier für die Einzelkornsaat eine Väderstad Proceed, und zwar mit einem Reihenabstand von 22,5 cm.
Vielversprechende Ergebnisse
Am Standort Schöngrabern wurde bei der Drillsaat der Feldaufgang mit rund 80 Prozent ermittelt, bei der Einzelkornsaat lag er bei bis zu 98 Prozent Der Zuwachs war auf die exaktere Ablage des Saatgutes im Boden zurückzuführen, womit die Keimbedingungen günstiger waren. Hinsichtlich der Bestockung war zu erkennen, dass mit zunehmender Saatstärke die Anzahl der Bestockungstriebe pro Einzelpflanze zurückging. Bei 200 Körnern/m2 waren es durchschnittlich drei Triebe pro Pflanze und bei 350 Körnern/m2 rund die Hälfte. Beim Versuch in Norddeutschland wurde ein höherer Kornertrag bei beiden Saatverfahren bei der geringeren Saatstärke (mit 150 Körnern/m2) ermittelt. Bei beiden Saatstärken (150 und 200 Körner/m2) war die Einzelkornvariante mit einem höheren Kornertrag voran. Mit 9.881 kg/ha hatte die Variante Einzelkorn mit 150 Körnern/m2 den höchsten Ertrag. Dies entspricht einem relativen Mehrwert von rund 14 Prozent, verglichen mit der gedrillten Variante bei gleicher Saatstärke.
Fazit
Bei den durchgeführten Feldversuchen wurde durch die Verbesserung des Standraumes der Einzelpflanze ein höherer Kornertrag bei Winterweizen erzielt. Die Saatstärke war hierbei geringer als bei der Drillsaat. Aufgrund diverser Herausforderungen, wie etwa der unregelmäßigeren Niederschlagsverteilungen oder den Einschränkungen beim Einsatz von Düngemitteln und im chemischen Pflanzenschutz, werden eine optimierte und effiziente Bestandesetablierung und ‑führung an Wichtigkeit gewinnen.
Unter diesem Gesichtspunkt könnte zukünftig Einzelkornsaat eine größere Rolle spielen, da hiermit die Pflanzenverteilung am Feld optimiert werden kann. Die Pflanzen können so die verfügbaren Ressourcen, wie Wasser, Nährstoffe etc., besser nutzen. Zusätzliche Potenziale entstehen durch eine angepasste Stickstoffdüngung sowie alternative Pflanzenschutzmaßnahmen unter anderem zur Unkrautregulierung.
Studiengang Agrartechnologie & Digital Farming: Im sechssemestrigen Bachelor-Studiengang Agrartechnologie & Digital Farming am Campus Francisco Josephinum der FH Wiener Neustadt werden die Disziplinen Landwirtschaft, Agrartechnik und Smart Farming miteinander verknüpft. Die Studierenden erlernen umfassendes theoretisches und praktisches Know-How in den Bereichen Informatik und Softwareentwicklung, wissenschaftliche Methodik und Mathematik sowie Physik.
Der Autor: Andreas Weinrichter ist Absolvent des Bachelorstudiengangs Agrartechnologie & Digital Farming am Campus Francisco Josephinum. Dieser Beitrag entstand im Rahmen seiner Bachelorarbeit.
Fotos: Väderstad, (2) FH Wiener Neustadt; Grafik: Merl/Prohektar