Er ist nicht der schönste Fisch und hat aufgrund seines Lebensraums gerne den Ruf eines schlammigen und modrigen Geschmacks. Doch hinter der Dissonanz zwischen nicht immer gut nachgesagtem Geschmack und weihnachtlicher Traditionsmahlzeit steckt ein wichtiger Baustein für die Ernährung.
Der Karpfen gehört im mitteleuropäischen Raum zum traditionellen Weihnachtsessen. Der ursprünglich aus Asien stammende Fisch wurde bereits von den Römern gezüchtet. Aufgrund seiner Robustheit war er zum Transport durch das Imperium ideal geeignet. Damit unterstreicht der Karpfen seine lange Tradition in Europa. Seit dem Mittelalter, als Heilig Abend noch als strenger Fastentag galt, setzt sich der Karpfen als Speise für den Festtag durch. Vor allem Klöster in denen oft Karpfen gezüchtet wurden profitierten von der hohen Nachfrage an Weihnachten.
Heute ist der Karpfen der drittmeist produzierte Fisch in Österreich, nach der Regenbogen- bzw. Lachsforelle und dem Bachsaibling. Und eigentlich lohnt es sich, den Fisch nicht nur zu Weihnachten zu servieren. Nach AGES-Empfehlungen sollte man pro Woche ein bis zwei Portionen Fisch essen. Davon bevorzugt eine Portion Meeresfisch und eine Portion heimischen Fisch, wie eben den Karpfen.
Wichtige Omega-3-Quelle
Der Karpfen weist auch einige ernährungsphysiologische Vorteile auf, denn auch er erweist sich als guter Lieferant für Omega-3-Fettsäuren. Sie gehören zu den essenziellen Fettsäuren und müssen daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Die vielfältigen Aufgaben, welche die Omega-3-Fettsäuren übernehmen, zeigen, wie wichtig eine gute Versorgung ist. An der Produktion von Hormonen ist sie beispielswiese beteiligt. Aber auch für die Regulierung der Blutwerte, dem Zellstoffwechsel und Aufbau der Zellmembran, den Schutz vor Infektionskrankheiten oder die Eiweißsynthese sind Omega-3-Fettsäuren wichtig.
Vielseitige Aufgaben im Körper
Auch mit einem hohen Proteingehalt besticht der Karpfen. Sie sind wichtige Bausteine für den Erhalt und Aufbau der Muskulatur. Eiweiß spielt beim Transport von Fetten uns Sauerstoff eine wichtige Rolle, aber auch bei der Abwehr von Krankheitserregern. Der Karpfen weist hierbei einen besonders hohen Lysin‑, Leucin‑, Valin- und Threonin-Gehalt auf, die allesamt essentielle Aminosäuren sind. Lysin ist am Aufbau von Geweben wie Haut, Haaren, Muskeln und Knochen sowie Stoffwechselprozessen beteiligt. Leucin spielt für den Muskelaufbau ebenso eine wichtige Rolle, während Valin die Insulinausschüttung anregt und damit den Blutzucker reguliert und für eine schnelle Aufnahme von Aminosäuren in die Muskulatur und Leber sorgt. Threonin andererseits ist ein wichtiger Bestandteil von Zahngewebe, Kollagen und Elastin in der Haut.
Wichtige Spurenelemente und Mineralien
Rund zwei Milliarden Menschen leiden weltweit unter Eisenmangel. In Europa liegt dieser Anteil bei fünf bis zehn Prozent. Vor allem Frauen sind betroffen. Mangelt es dem Körper an Eisen, kann man sich schnell müde fühlen. Doch auch hier kann der regelmäßige Karpfenkonsum Abhilfe schaffen. Neben einem hohen Eisenanteil, ist er auch reich an Zink, das eine Schlüsselrolle für das Immunsystem spielt und Kalzium, das ein wichtiger Baustein für Knochen und Zähne ist.
Der Karpfen erweist sich also als guter Lieferant verschiedener Baustoffe, von Makronährstoffen bis zu Spurenelementen und Mineralien. Für eine ausgewogene Ernährung lohnt es sich also die Weihnachtstradition einerseits aufrecht zu erhalten, aber auch den Fisch regelmäßig im Ernährungsplan zu berücksichtigen.
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