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Aktuell Pflanzenbau

Bei der Soja-Aus­saat sind Drill- und Ein­zel­korn­saat glei­cher­ma­ßen ver­brei­tet. Wel­che Metho­de mehr Vor­tei­le bie­tet, dar­über sind sich selbst Exper­ten uneins.

In den groß­flä­chi­gen Acker­bau­re­gio­nen Ame­ri­kas domi­nie­ren Ein­zel­korn­sä­ma­schi­nen die Soja-Aus­saat. In unse­ren Brei­ten fin­den hin­ge­gen auch mecha­ni­sche und pneu­ma­ti­sche (Getreide-)Sämaschinen Ver­wen­dung. So schwankt der Rei­hen­ab­stand auf hei­mi­schen Soja­fel­dern von 12 bis 70 cm. Und bei­de Anbau­ver­fah­ren haben ihre Ver­fech­ter.

In der Land­wirt­schafts­kam­mer Stei­er­mark wur­den die Sys­te­me in mehr­jäh­ri­gen Feld­ver­su­chen mit­ein­an­der ver­gli­chen. Den stei­ri­schen Pflan­zen­bau­be­ra­tern zufol­ge über­zeug­te die Drill­saat etwa bei der Stand­raum­ver­tei­lung der ein­zel­nen Pflan­zen und der ange­streb­ten Pflan­zen­zahl je Qua­drat­me­ter. Die Fach­li­te­ra­tur emp­fiehlt 70 bis 80 Soja­pflan­zen je Qua­drat­me­ter, bei früh­rei­fen 000-Sor­ten sind auch bis zu 90 Pflan­zen mög­lich. Die­se Bestän­de wür­den – sofern in ein opti­ma­les Saat­bett gedrillt – rascher schlie­ßen und Höchs­ter­trä­ge ermög­li­chen. Je spät­rei­fer die Sor­te, umso höher ist aller­dings die Ver­zwei­gungs­nei­gung. Damit erhöht sich auch das Lager­ri­si­ko in dich­ten Bestän­den. Hier kom­men ten­den­zi­ell Ein­zel­korn­sä­ma­schi­nen zum Ein­satz. Aber auch die­se erfor­dern für die opti­ma­le Saats­tär­ke eini­ges an Fin­ger­spit­zen­ge­fühl. Durch die gegen­über Mais um fünf- bis acht­mal höhe­re Aus­saat­men­ge je Hekt­ar kann es – trotz eigens kon­stru­ier­ter Soja­schei­ben mit 3,5 bis 4,5 mm Loch­durch­mes­ser – bei glei­cher Fahr­ge­schwin­dig­keit zu einem unprä­zi­sen Saat­bild kom­men. Her­stel­ler emp­feh­len für eine exak­te Saat daher eine redu­zier­te Fahr­ge­schwin­dig­keit von 5 bis maxi­mal 6 km/h. Wer sei­ne Soja im glei­chen Abstand wie Mais anbaut, muss zusätz­lich beden­ken, dass bei Lager­bil­dung mit höhe­ren Ver­lus­ten gerech­net wer­den muss. Der Grund: In wei­ten Rei­hen lie­gen die Pflan­zen am Boden auf, statt auf den Nach­bar­rei­hen. Auch von ver­stärk­ter Spät­ver­un­krau­tung wird in 70-cm-Rei­hen häu­fi­ger berich­tet.

Ein Kom­pro­miss, der in den stei­ri­schen Feld­ver­su­chen gute Ergeb­nis­se brach­te, ist die Ein­zel­korn­saat mit einer Rei­hen­wei­te von 35 cm. Bei stark ver­zwei­gen­den Sor­ten der Rei­fe­grup­pen 00, 0 und I konn­te so sowohl die not­wen­di­ge exak­te Ver­tei­lung als auch eine aus­rei­chen­de Pflan­zen­zahl je Qua­drat­me­ter sicher­ge­stellt wer­den. Um den Rei­hen­ab­stand ohne Umbau­ar­bei­ten an der Ein­zel­korn­sä­ma­schi­ne ein­hal­ten zu kön­nen, emp­feh­len Prak­ti­ker, bei der Über­fahrt mit 70 cm Abstand jeweils nur exakt um eine hal­be Rei­hen­brei­te ver­setzt zu fah­ren.

Auch das Kli­ma am Stand­ort und die Wit­te­rung des jewei­li­gen Jah­res beein­flus­sen den Erfolg der Anbau­ver­fah­ren, kon­sta­tiert man in der LK Stei­er­mark. Dem­nach sei in gedrill­ten Bestän­den in feuch­ten Jah­ren das Ertrags­ni­veau bes­ser, aber auch bei extre­mer Dür­re blie­be die Tem­pe­ra­tur in Boden­nä­he durch die bes­se­re Beschat­tung nied­ri­ger. Ande­rer­seits nei­gen Bestän­de mit grö­ße­ren Rei­hen­ab­stän­den zu bes­se­rer Durch­wur­ze­lung des Bodens und Aus­bil­dung kräf­ti­ge­rer und kür­ze­rer Stän­gel, was bei Tro­cken­heit eben­falls von Vor­teil sei. BOKU-Anga­ben zufol­ge sei­en aber auch Was­ser­ver­lus­te durch Tran­spi­ra­ti­on erwäh­nens­wert. Dem­nach sei die­se bei gleich­mä­ßig gedrill­ten Bestän­den und hohen Tem­pe­ra­tu­ren höher als bei Rei­hen­kul­tu­ren. Nicht zuletzt sei auch auf die Bestan­des­füh­rung als Hack­frucht ver­wie­sen. Die­se bringt in kon­ven­tio­nel­len wie in Bio-Bestän­den nicht nur Unkraut­un­ter­drü­ckung bis in die Blü­te, son­dern auch einen Belüf­tungs­ef­fekt mit sich. Der Stein der Wei­sen scheint bei der Soja­saat also noch nicht gefun­den. Alle genann­ten Vari­an­ten brin­gen Vor- und Nach­tei­le mit sich, die es ein­zel­be­trieb­lich abzu­wä­gen gilt.

Foto: Agrarfoto.com

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