Pöttinger hat vor eineinhalb Jahren die Kulturpflege-Sparte der Firma Cross Farm Solution (CFS) übernommen und damit eine Lücke im Ackerbau-Sortiment geschlossen. CFS-Mitgründer und jetziger Produktmanager Andreas Egelwolf im Gespräch mit ProHektar über die Hintergründe der Übernahme, das laufende Geschäft, die steigende Bedeutung, die künftigen Ziele und Neuheiten die bereits heuer im Herbst auf der Agritechnica vorgestellt werden sollen.
ProHektar: Sie haben 2015 gemeinsam mit ihrem Kollegen Leopold Rupp die Landtechnikfirma CFS gegründet. Anfangs wurden Maschinen für Weinbaubetriebe entwickelt und produziert. Wann begann CFS sich mit Geräten für die mechanische Beikrautregulierung zu beschäftigen und was waren die Beweggründe dafür? Egelwolf: Durch die Arbeit auf unseren eigenen biologischen Betrieben beschäftigen wir uns schon seit Jahren mit der Hack- und Striegeltechnik. Der Wunsch nach einer verbesserten Präzision, einer einfacheren Einstellmöglichkeit und einer höheren Schlagkraft veranlassten uns gleich zu Beginn unserer Firmengründung zur Umsetzung unserer Ideen. Die Rotary hoe, jetzt Rotocare war der Anfang des Erfolges, die Hack- und Striegeltechnik rundete das Produktprogramm ab.
2021 erfolgte der Einstieg von Pöttinger – wie, wann und warum kam der Kontakt und in weiterer Folge die Übernahme der Kulturpflege-Sparte zustande? Nach der letzten Agritechnica begannen die ersten Gespräche Anfang 2020. Das Ziel war, die bestehende Technik von CFS mit den Vertriebs‑, Service- und Technikressourcen von Pöttinger zu verbinden.
Welche Gründe hatte Pöttinger auch Geräte zur mechanischen Kulturpflege ins Produktportfolio aufzunehmen? Durch die Partnerschaft mit CFS wurde bei Pöttinger eine Lücke im breiten Ackerbau- Sortiment geschlossen. Durch den weltweiten Wandel auf eine nachhaltige und umweltschonende Landwirtschaft mit der Reduktion der Pflanzenschutzmittel kommt der mechanischen Kulturpflege eine immer wichtigere Bedeutung zu.
Inwieweit kann man mit den Geräten auch konventionell produzierende Landwirte ansprechen? Die mechanische Beikrautregulierung ist bereits bei konventionellen Landwirten angekommen. Mehr als die Hälfte unserer Maschinen geht bereits zu konventionell produzierenden Betrieben. Dieser Anteil wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. In Österreich beträgt das Verhältnis der ausgelieferten Maschinen zwischen biologischen und konventionellen Betrieben, zwei Drittel zu einem Drittel.
Übernommen wurden nicht nur die Geräte, sondern auch die Produktion und die Mitarbeiter. Der CFS-Standort Stoitzendorf ist erhalten geblieben und CFS hat dort 4,5 Millionen Euro investiert: warum ist das notwendig geworden und was wird dort jetzt alles produziert? Einerseits war durch den Ausbau der Entwicklung- und Montage der Kulturpflegemaschinen ein Ausbau notwendig, andererseits auch durch die Erweiterung des Produktportfolios in Wein- Obst- und Sonderkulturen sowie in der Grünlandnachsaat bei CFS.
Seit 2021 sind Rollhacken und Hackgeräte und ab heuer auch Striegel von Pöttinger verfügbar und Sie als Produktmanager für die Kulturpflege verantwortlich. Wie läuft das Geschäft in der neuen Sparte? Das Geschäft läuft sehr gut, die Nachfrage und das Interesse nach innovativer und flexibler Technik ist ungebrochen.
Lässt sich das auch mit Zahlen ausdrücken? Sprich: Wie viele Geräte wurden seither verkauft und wie hoch ist der Anteil am Gesamtumsatz? Wir haben für die heurige Saison Maschinen im hohen dreistelligen Bereich produziert, der Umsatz wurde im Jahresvergleich verdoppelt. Bei einem Konzernumsatz von über 500 Millionen Euro ist der Anteil natürlich noch relativ gering, aber stetig am Wachsen.
Pöttinger sieht in der Kulturpflege einen stark wachsenden Markt – welche Ziele hat man sich in dieser Sparte gesetzt? Wir wollen unsere bestehenden Systeme weiterentwickeln, um mit unseren flexiblen Systemen den bestehenden Kunden und auch der großen Anzahl an neuen Nutzern der mechanischen Kulturpflegetechnik effektive Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es langfristig einen stabilen Marktanteil im zweistelligen Prozentbereich zu erreichen.
Was zeichnet die Kulturpflege-Produkte von Pöttinger aus und welche Besonderheiten gibt es im Vergleich zu den Geräten von Mitbewerbern? Die Anforderungen an die Maschinen haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Wir konnten uns bei der Entwicklung komplett neu entfalten, mussten uns konstruktiv an keine bestehenden Maschinen und Komponenten anlehnen. Unsere Systeme zeichnen sich durch die kompakte Bauweise (Single frame), die werkzeuglose Verstellung und Anpassung, einen geringen Wartungsaufwand und eine hohe Flexibilität aus.
Wird derzeit auch an der Entwicklung neuer Geräte gearbeitet und wann kann man mit Neuheiten von Pöttinger im Bereich der Kulturpflege rechnen? Unsere Systeme werden laufend weiterentwickelt und wir wollen bereits heuer im November bei der Agritechnica in Hannover Neuheiten im Bereich der Kulturpflege präsentieren.
Ist langfristig betrachtet eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit Pöttinger über die Kulturpflege hinaus für CFS eine Option? Unsere Partnerschaft soll die Vorteile beider Firmen optimal verbinden. Wenn sich in anderen Bereichen Möglichkeiten ergeben, werden wir uns diese gemeinsam ansehen.
Fotos: Pöttinger