So wirtschaftlich sind Körner-Leguminosen: Die Maßnahme Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (UBB) des neuen Agrarumweltprogramms (ÖPUL) sieht als wesentliche Säule der Förderverpflichtungen erneut Anbaudiversifizierung auf Ackerflächen vor. Körnerleguminosen können da und dort eine interessante Option darstellen.
Konkret ist in der neuen Förderperiode auf Betrieben mit mehr als 5 Hektar Ackerfläche maximal 75 % Getreide und Mais in der Fruchtfolge zulässig, wobei keine Kultur mehr als 55 % der Fläche einnehmen darf. Bisher betrug die Höchstgrenze zwei Drittel, als einzige Ausnahme bleibt Ackerfutter. Um intensive Fruchtfolgen aufzulockern scheinen Körnerleguminosen eine interessante Alternative. Traditionell wären in Österreich hier Ackerbohnen und Körnererbsen, verstärkt aber auch Sojabohnen zu nennen. Für den Leguminosenanbau spricht, dass dieser keinerlei Spezialtechnik erfordert, sowie Arbeitsspitzen entzerrt. Wesentlich ist auch, dass die Kulturen mithilfe der an den Wurzeln haftenden Knöllchenbakterien als sogenannte Stickstoffsammler fungieren. Auf eine N‑Düngung kann dank der Fähigkeit Luftstickstoff zu binden somit verzichtet werden. Auch der Phosphor- und Kali-Entzug ist im Vergleich zu anderen Kulturen moderat. In Zeiten volatiler Düngermärkte ein wesentlicher Vorteil, etwa gegenüber dem nährstoffintensiven Raps. Allen Hülsenfrüchten gemein ist auch ihre gute Vorfruchtwirkung. So hinterlassen sie eine gute Bodenstruktur und kulturabhängig auch entsprechend Stickstoff für die Folgefrucht.
Klassiker mit Tücken
Der Anbau von Ackerbohnen und Körnererbsen entwickelte sich in den vergangenen Jahren rückläufig. So betrug 2022 die Erbsenfläche in Österreich nur noch 5.331 Hektar, 15 Jahre zuvor waren es noch 22.000 Hektar gewesen. Noch rapider ging der Rückgang bei den Ackerbohnen. Hier hat sich die Anbaufläche innerhalb von fünf Jahren nahezu halbiert – auf zuletzt gut 6.000 Hektar. Was Klima- und Bodenansprüche betrifft, gilt es bei den „Klassikern“ einige Punkte zu beachten. Während Ackerbohnen schwere Böden mit guter und sicherer Wasserführung bevorzugen, können Erbsen auch auf leichteren Standorten punkten. Insbesondere zur Keimung und von der Blüte bis zur Kornausbildung ist eine ausreichende und kontinuierliche Wasserverfügbarkeit essenziell. Verdichtete oder staunasse Böden sind allerdings ungeeignet. Die Literatur empfiehlt pH-Werte zwischen 6 und 7. Bei der Schlagauswahl sollten besonders für Erbsen ebene und steinfreie Flächen gewählt werden, um Ernteverluste durch den tiefen Hülsenansatz zu vermeiden.
Werden Leguminosen fest in die Fruchtfolge integriert, ist auch auf die Selbstunverträglichkeit Rücksicht zu nehmen. Ackerbohnen erfordern eine Anbaupause von vier bis sechs Jahren, bei Körnererbsen sprechen Experten von sieben bis zu zehn Jahren. Auch zu Kleegras und Luzernen sind mehrjährige Pausen notwendig. Von Leguminosenanteilen in Zwischenfrüchten ist dann ebenfalls Abstand zu nehmen. Eine Saatgutimpfung mit Knöllchenbakterien ist bei Ackerbohnen und Erbsen nicht nötig, da diese in heimischen Böden von Natur aus vorkommen. Der Flächenrückgang beider Kulturen brachte Züchtungsanstrengungen in den letzten Jahren bedauerlicherweise zum Erliegen. Auch das verfügbare Wirkstoffspektrum im Pflanzenschutz ist überschaubar, da Neuzulassungen für Unternehmen wirtschaftlich uninteressant wurden.
Soja im Aufwind
Der Gipfelstürmer unter den Hülsenfrüchten ist aktuell die Sojabohne. Allein im Vorjahr nahm die Anbaufläche in Österreich um nahezu ein Viertel zu. Innerhalb von zehn Jahren explodierte die Fläche um 250 % auf nunmehr knapp 93.000 Hektar. Der Soja-Boom ist weltweit zu beobachten und hat seinen Hintergrund in der enormen Nachfrage nach Futterprotein. Die Kultur, die aufgrund ihres Ölgehalts nahe der 20%-Marke auch zu den Ölpflanzen gezählt wird, besticht durch eine bessere Resistenz gegenüber anhaltender Trockenheit. Es handelt sich um eine Kurztagspflanze, weshalb Soja nicht zu spät angebaut werden darf. Tageslängen über 13 bis 14 Stunden verzögern die Blüten- und Ertragsbildung. Zugleich handelt es sich um eine wärmeliebende und frostempfindliche Pflanze die nur in der Keimung leichte Nachtfröste verträgt. Die Keimtemperatur beträgt rund 10 °C. Das Saatgut muss vor dem Anbau entsprechend beimpft werden.
Bei der Schlagauswahl ist tiefgründigen und mittelschweren Standorten der Vorzug zu geben. Auch auf leichteren Böden kann Soja gedeihen, jedoch sollte eine Möglichkeit zur Bewässerung bestehen. Der Vorfruchtwert von Soja wird in der Literatur im Vergleich zu Ackerbohne und Körnererbse als gering eingeschätzt. Bis zu 60 kg N je ha verbleiben für die Folgekultur im Boden. Wie bei den übrigen Hülsenfrüchten eignen sich Starkzehrer besonders als Vorfüchte. Folgen sollten wenig anspruchsvolle Getreidearten, Mais oder Kartoffeln. Um die Verbreitung der Pilzkrankheit Sclerotinia sclerotiorum zu unterbinden, sind auch bei Soja Anbaupausen von vier bis fünf Jahren zu berücksichtigen. Damit die ölhaltigen Bohnen auch sicher abreifen, sind in unseren Breiten Sorten der Reifegruppen „000“ (sehr früh) und „00“ (früh) gängig.
Verwendung und Wirtschaftlichkeit
Körnererbsen und Ackerbohnen finden sowohl als Lebens- als auch als Futtermittel Verwendung, wobei die Nutzung aufgrund des Anteils antinutritiver Stoffe je nach Sorte Restriktionen unterliegt. Trotzdem wird hierzulande von Jahr zu Jahr weniger angebaut. Praktiker begründen ihre Entscheidung mit den teils massiven Ertragsschwankungen der witterungsempfindlichen Hülsenfrüchte. Sowohl bei der Nutzung als Futtermittel am eigenen Betrieb als auch in der Vermarktung ist eine Mindestertragshöhe jedoch essenziell. Die deutsche Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung errechnete beispielsweise bei Körnererbsen einen notwendigen Hektarertrag von 5,8 t, um eine lukrative Produktion zu erreichen. Ein Blick in den interaktiven Deckungsbeitragsrechner der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen (BAB) zeigt, dass dies hierzulande in den vergangenen Jahren nur selten möglich war. So lagen beispielsweise die Deckungsbeiträge von Bohne und Erbse im nassen Sommer 2016 bei konventioneller Erzeugung deutlich im Minus, selbiges gilt für das Dürrejahr 2018. Auch im Bio-Bereich spiegelt sich die Witterungsempfindlichkeit der Kultur deutlich in den erzielten Deckungsbeiträgen wider.
Ausreißer Soja
Auch Sojabohnen können sowohl für die menschliche Ernährung als auch als Futtermittel genutzt werden. Wer sein Soja selbst veredeln möchte, muss es zuvor einer thermischen Behandlung – toasten, rösten oder extrudieren – unterziehen. Dabei werden die von Natur aus enthaltenen Trypsininhibitoren, welche die Eiweißverdauung hemmen, durch Wärme zerstört. Unbehandelt, auch vollfett genannt, kann Soja nur an Wiederkäuer verfüttert werden, wobei auch hier Höchstmengen zu beachten sind. Für die thermische Behandlung sind Großanlagen erforderlich, je nach Region stellt dies ein Hindernis für die eigene Veredelung der Bohnen dar. Um für die Lebensmittelproduktion infrage zu kommen, müssen hohe Qualitätsanforderungen erfüllt und gewisse Merkmale eingehalten werden. Für die Herstellung vieler Sojaprodukte ist ein hoher Proteingehalt ein wesentliches Kriterium.
Die im Sojaanbau erzielbaren Deckungsbeiträge waren stets deutlich höher als jene von Ackerbohnen und Erbsen und legten zuletzt nochmals zu. Im heimischen Durchschnitt waren im Vorjahr laut BAB-Deckungsbeitragsrechner über 1.000 Euro je ha im konventionellen und gar Werte jenseits der 1.600-Euro-Marke im Öko-Landbau zu erwirtschaften.
Mögliche Fördermaßnahmen
Der Anbau von Körnerleguminosen eröffnet im ÖPUL die Möglichkeit zur Teilnahme an weiteren Maßnahmen und zur Lukrierung von Zuschlägen. So wird für den Anbau von Ackerbohnen, Erbsen, Esparsette, Kichererbsen, Linsen, Lupinen, Peluschke, Platterbsen und Wicken in den Maßnahmen UBB und Bio ein Zuschlag von 120 Euro je ha ausbezahlt. Bei Teilnahme an der Maßnahme Erosionsschutz Acker können durch Anlage einer Untersaat mit mindestens drei Mischungspartnern in Soja oder Ackerbohnen zusätzlich 75 Euro je ha (bei UBB) und 90 Euro je ha (bei BIO) abgegolten werden. Durch Mulch- oder Direktsaat lässt sich der Hektarsatz noch nach oben korrigieren.
Einzelbetriebliche Entscheidung
Trotz der — mit Ausnahme von Soja — geringen erzielbaren Deckungsbeiträge kann einzelbetrieblich einiges für den Hülsenfruchtanbau sprechen. So sind die pflanzenbaulichen Vorteile in der Fruchtfolge im Vorfruchtwert nur näherungsweise monetär abzubilden. Aus der Praxis werden hier Mehrertrag und Stickstoffeinsparung bei der Folgefrucht, Einsparungen bei der Bodenbearbeitung und arbeitswirtschaftliche Aspekte als Vorteile im Vergleich zum Getreidebau genannt. Auch die Unterbrechung von Infektionszyklen im Getreide und die Erhöhung der genetischen Diversität der Fruchtfolge können für die Etablierung sprechen. Besonders im Ökolandbau — und hier speziell unter den viehlosen Betrieben — ist die Stickstoffautarkie der Kulturen ein kaum aufzuwiegender Vorteil. Nicht zuletzt gilt es auch zu bedenken, dass pflanzliches Eiweiß aus regionaler Erzeugung nachgefragt wird und auch öffentliches Interesse an einer Reduktion der Importe aus Übersee besteht. Um die Wirtschaftlichkeit für die eigene Fruchtfolge zu prüfen, sei hier nochmals der Deckungungsbeitragsrechner der BAB angeführt. Dort können alle Parameter, selbst angepasst und mit Durchschnittswerten verglichen werden.
Prognose 2023
Mögliche Deckungsbeiträge 2023 laut Deckungsbeitragsrechner der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen basierend auf Prognosen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) inklusive möglicher Förderungen aus dem Agrarumweltprogramm (ohne Direktzahlungen und Ausgleichszulage).
Die Daten sind aufgrund der volatilen Marktentwicklungen als Momentaufnahme zu verstehen.
Kultur | Deckungsbeitrag (Euro/ha) inkl. UBB-Basisprämie | Deckungsbeitrag (Euro/ha) inkl. BIO-Basisprämie |
Sojabohne* | 800,75 | 1.435,62 |
Ackerbohne** | -131,75 | 445,56 |
Körnererbse*** | -351,17 | 323,36 |
Winterweizen | 374,29 | 534,37 |
Fotos: Agrarfoto.com