Die ausgebliebene Notfallzulassung für das bewährte Beizmittel Maxim-XL in Verbindung mit einer unwirtlichen Witterung zum Anbau sorgte 2023 für verheerende Schäden in heimischen Ölkürbisbeständen. Heuer lässt eine kürzlich vergebene Notfallzulassung für eine gleichwertige Beize wieder hoffen.
Die Samen des steirischen Ölkürbis sind – anders als andere ihrer Art – von Natur aus durch keine feste Schale vor dem Befall durch bodenbürtige Pilze geschützt. Damit zählt der Ölkürbis während der Keimung mit zu den empfindlichsten Kulturen auf Österreichs Äckern. Bis 2022 konnte mit der fungiziden Saatgutbeize Maxim XL (Wirkstoff Metalaxyl‑M) zufriedenstellend gegengesteuert werden. Doch im Vorjahr blieb dem Dachverband der heimischen Saatgutwirtschaft, Saatgut Austria, die benötigte Notfallzulassung für Metalaxyl‑M verwehrt. Begründung der Behörde: Das im Jänner 2023 ergangene Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu Zuckerrübenbeizen mit Neonicotinoiden lasse derartige Notfallzulassungen nicht mehr zu.
Notgedrungen wich die Saatgutwirtschaft auf Beizen mit Merpan 80 WDG mit dem Wirkstoff Captan aus. Eigentlich handelt es sich dabei um eine (in Verbindung mit anderen Wirkstoffen) schon über 30 Jahre bewährte Standardbeize für Ölkürbis, wenn auch mit deutlich geringerer Wirkung, wie Experten schon im Frühjahr des Vorjahres informierten.
Die Kürbisbauern konnten sich von der dürftigen Wirkung wenige Wochen später selbst überzeugen. Denn zu allem Überfluss war auch die Witterung zum Anbau deutlich zu nass und zu kalt. Die Folge: Auf den knapp 30.000 Hektar in Österreich angebautem Ölkürbis war der Feldaufgang äußerst schlecht. Allein in der Steiermark mussten von 8.810 Hektar sogar über 2.500 Hektar umgebrochen werden, zu schwer hatten die Bestände gelitten. Auf den verbliebenen Flächen gehörten Ausfälle von fast einem Drittel zum Standard.
„36 verschiedene Beizvarianten wurden unter Laborbedingungen auf ihre Keimfähigkeit unter widrigen Auflaufbedingungen getestet.“ Johann Posch, Geschäftsführer Saatzucht Gleisdorf
Entsprechend schlecht fiel auch die Ernte aus, wie Johann Posch, Geschäftsführer der Saatzucht Gleisdorf, berichtet. Gerade einmal 70 Prozent einer normalen Ernte hätten seine Kunden einfahren können. Bei der auf Ölkürbiszüchtung spezialisierten Saatzucht Gleisdorf hat man sich im Herbst deshalb intensiv mit Alternativen zur Beizung mit Merpan 80 WDG befasst. „36 verschiedene Beizvarianten wurden unter Laborbedingungen auf ihre Keimfähigkeit unter widrigen Auflaufbedingungen getestet“, erklärt Posch.
Zugleich seien drei Feldversuche mit je 114 Versuchsparzellen angelegt worden. Sowohl im Feld als auch unter Laborbedingungen habe dabei die Beizung mit Redigo M (Wirkstoff Metalaxyl) ähnlich gute Ergebnisse erzielt wie mit Maxim-XL behandeltes Saatgut. „Einen entsprechenden Antrag auf Zulassung von Redigo M haben Saatgutwirtschaft und Landwirtschaftskammer daher umgehend eingebracht“, so der Saatzucht Gleisdorf-Chef.
Vergangene Woche dann die erfreuliche Nachricht: „Das Beizmittel Redigo M wurden vom Bundesamt für Ernährungssicherheit für den Ölkürbisanbau zugelassen“, verlautete es aus der Landwirtschaftskammer Steiermark. Die Züchter der Saatzucht Gleisdorf sind überzeugt: „Mit Redigo M ist nun die bekannte Schutzwirkung jedenfalls gegeben.“
Auch die Steirische Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer zeigte sich erleichtert: „Damit können wir bereits dieses Jahr wieder auf eine gute Ernte hoffen!“ Für Praktiker ist beim mit Redigo M gebeiztem Saatgut heuer allerdings zu beachten, dass dieses über längere Zeit keimschädigender wirkt als sein Vorgänger Maxim XL. Pflanzenbauberater raten deshalb von einer Überlagerung des Saatguts für 2025 ab.
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