Um Ertrag und Qualität von Grünland zu erhalten, braucht es entsprechende Pflege. Dazu fand unter dem Motto „Grünlandlücken schließen“ ein Seminar des ÖKL statt. Hier die wichtigsten Tipps.
Die Ziele der Grünlandbewirtschaftung sind weithin unbestritten: ein dichter Bestand mit erwünschten Arten, ein hoher Ertrag und Gehalt an Inhaltsstoffen wie Eiweiß, Energie, Kohlenhydrate, Mineralstoffe oder Vitamine, gute Verdaulichkeit und sauberes Futter. Standort, Nutzung, Bestandsführung und Düngung sind wichtige Faktoren, die darauf Einfluss haben. „Um Lücken zu vermeiden, müssen diese Faktoren im Einklang stehen“, betonte in diesem Zusammenhang Matthias Greisberger von der LK Salzburg.
Je nach konkretem Grund der Lücke richten sich die zu setzenden Maßnahmen. Eine spezielle Herausforderung in manchen Gebieten könnte die Trockenheit werden. Laut dem LK-Fachmann hat Grünland einen Wasserbedarf von 600 Litern pro Kilogramm Trockenmasse. Bei einem Jahresertrag von 8.000 kg Trockenmasse pro Hektar ergibt sich dadurch ein theoretisch notwendiger Jahresniederschlag von nur 480 Litern pro Quadratmeter. Wegen Verlusten ist er aber deutlich höher.
„Im Schnitt brauchen wir für vernünftige Grünlandbewirtschaftung und geschlossen dichte Grasnarben, um den Daumen herum, Gebiete mit mindestens 800 mm Jahresniederschlag”, so Greisberger. Maßnahmen gegen Lückenschäden durch Trockenheit und andere sind im Infokasten „Lücken und Maßnahmen” zusammengefasst.
„Grünland hat einen Wasserbedarf von 600 Litern pro Kilogramm Trockenmasse.“ Matthias Greisberger
Achten auf die richtige Zusammensetzung des Bestandes
Aber nicht nur Lücken sind entscheidend, auch die Zusammensetzung des Grünlandbestandes. Laut Lukas Gaier von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein müsse man bei den „unerwünschten Bestandesparametern“ unterscheiden zwischen Platzräubern, Giftpflanzen und Würzpflanzen. Erstere rauben laut Gaier den erwünschten Bestandespartnern Standraum und konkurrieren um die Wachstumsfaktoren Wasser, Licht und Nährstoffe. Während Giftpflanzen eine Gefahr für die Nutztiere darstellen, seien Würzpflanzen fakultative Unkräuter. „Das sind eigentlich wertvolle Pflanzen, die sich erst ab einem Schwellenwert negativ auf den Bestand auswirken“, so Gaier.
Eine weitere Einteilung der Pflanzen ist jene nach ihrem Nutz- oder Futterwert in einer Skala von minus 1 bis 8. Giftpflanzen, wie etwa Herbstzeitlose und Kreuzkräuter, werden nach dieser Skala mit minus 1 eingestuft, Pflanzen ohne landwirtschaftlichen Wert (Ackerschachtelham, Rainfarn) mit 0 und die wertvollsten Grünlandpflanzen (Wiesenrispe, Englisches Raygras etc. mit 8). Je nach Art sollten unterschiedliche Methoden angewendet werden: So erfolge die Bekämpfung der Kreuzkräuter durch Vermeidung von Lücken sowie Ausstechen der Pflanze, jene der Herbstzeitlose durch frühere Nutzung über mehrere Jahre (vor der Kapselreifung). Ihre chemische Bekämpfung sei „wirkungsvoll, aber oftmals nicht erlaubt“.
Eine Frage des richtigen Saatguts
Ein entscheidender Parameter bei der Nachsaat ist die richtige Saatgutmischung. Drei Qualitäten hat Bernhard Krautzer, ebenfalls HBLFA Raumberg-Gumpenstein, unterschieden: Die Standard EU-Qualität, die Marke Saatgut Österreich und die ÖAG-Qualitätssaatgutmischungen im obersten Segment. Eine neue technische Hilfe, Saatgut auf ausgewählten Flächen zu gewinnen, ist der eBeetle. Er soll der einzige selbstfahrende, hangtaugliche Wiesensamenernter auf dem Markt sein. Erwin Lüönd, Inhaber der dahinter stehenden Lüönd-engineering GmbH, und Landwirt Matthias Löcker stellten den eBeetle (Version 2.0) vor.
Der Fahrantrieb der 85 kg schweren Maschine mit einer Arbeitsbreite von einem Meter erfolgt mit einem 600 Watt starken Motor, der Bürstenmotor hat 1000 Watt. Beide sind laut Firmenangaben stufenlos regulierbar. Der Akku soll Strom für bis zu einem Arbeitstag liefern. Ganz billig gibt es das Gerät nicht: der Preis des eBeatle 2.0, einsatzbereit mit einem Akku- und Ladegerät, exklusive Lieferung sowie Steuern/Zölle, wurde mit knapp 19.000 Euro angegeben. Gedacht ist die Maschine für Gemeinschaften, Vereine, Maschinenringe und Landwirte, die „sich mit Artenvielfalt“ beschäftigen.
Technik für bessere Wiesen
Mit der Technik zur erfolgreichen Beikrautbekämpfung und Wiesenregeneration beschäftigte sich Johannes Hintringer vom Maschinenring Oberösterreich. Zur Bestandserhaltung und ‑lenkung werden üblicherweise die Über- und Nachsaat angewendet. Erstere erfolge auf der unbearbeiteten Oberfläche, bei der Nachsaat werde die Grasnarbe geöffnet, häufig mit starken Zinkenstriegeln. Auch eine Durchsaat mit Schlitzdrillgeräten falle unter Nachsaat. Bei der Grünlandsanierung kann die Rispenkette zum Einsatz kommen. Dabei handle es sich um eine „überbetriebliche Herausforderung. Einer muss Striegeln, einer Schwaden und einer Abtransportieren“, so Hintringer.
Das Verfahren habe sich aber etabliert und funktioniere gut, vor allem bei Problemen mit der Gemeinen Rispe. Vor der Sanierung erfolge ausnahmsweise ein Rasierschnitt, d.h. es wird ganz tief gemäht. Die Gemeine Rispe werde dann kreuzweise ausgestriegelt (idealerweise in einem Winkel von 90 Grad, Zinken mit 10 oder 12 mm Durchmesser). Im nächsten Schritt werde „tief und quer geschwadet“ und mit dem Ladewagen abtransportiert, und zwar kontinuierlich. „Ich schwade, und dann nimmt der Ladewagen das Material auf.
Hierauf fahre ich mit dem Schwader wieder drüber und nehme das zurückgebliebene Material auf, wo vorher der Schwad gelegen ist. Dabei schwade ich immer nach innen. Zum Schluss habe ich dann nur einen Schwad in der Mitte, wo etwas liegen bleiben kann”, erklärte Hintringer. Üblicherweise wiederhole man Striegeln, Schwaden und Abtransport ein zweites oder drittes Mal, um „wirklich Standraum zu schaffen“. Von der Ferne könne das Grünland dann „wie ein Acker“ aussehen. Letzte Schritte seien die Saat der Grünlandmischung und das Anwalzen. Gerade bei starkem Engerlingbefall bleibe oft nichts anderes übrig, als das Grünland neu anzulegen.
In Oberösterreich wären die besten Erfahrungen mit Kreiselegge und Rotoregge gemacht worden. Zudem könnten Zinkenrotor und Fräse auch bei Gefahr der Verschmierung und Erosionsgefahr verwendet werden. Der Deckfruchtanbau mit Hafer oder Sommerroggen erfolge in 2 cm Tiefe, die Grünlandmischung oberflächlich. Aufs Anwalzen sollte nicht vergessen werden. Für die Ampferbekämpfung gebe es zum aufwendigen Ausstechen im Biolandbau derzeit „kaum Alternativen“. Sonst sei eine chemische Bekämpfung möglich. Wichtig sei hier der richtige Zeitpunkt.
Übersaaten sollten laut Hintringer möglichst bald nach der Lückenentstehung in der Vegetationsperiode erfolgen. Für Nachsaaten, Sanierungen und Erneuerungen sieht er den Spätsommer (“in der zweiten Augusthälfte bis in die erste Septemberwoche”) als optimalen Zeitpunkt. Durch schon längere Nächte käme es einerseits zu mehr Taubildung, andererseits sei die Vorwinterentwicklung noch ausreichend. Diese Flächen sollten im selben Jahr nicht mehr gedüngt werden. Wichtig seien ein rechtzeitiger Schröpfschnitt und das Abschleppen im Frühjahr nach Möglichkeit zu vermeiden, rät der Fachmann.
Lücken und Maßnahmen
- Ursache Trockenheit
Maßnahmen: Einsaat trockenheitstoleranter Arten, Mob-Grazing verbesserte Mikroklima, Bewässerung (Bewilligungspflichten beachten, Konkurrenz zu anderen Nutzungsarten bei fallenden Grundwasserspiegeln problematisch) - Ursache Bodenversauerung
Maßnahmen: Laufende pH-Werte-Kontrolle, Kalkung - Ursache Befahren und Beweiden
Maßnahmen: Nur abgetrocknete Flächen befahren, Eingrasen zeitweise einstellen, günstige Standorte beweiden, mobile Tränken umstellen, Bereiche mit starker Trittbelastung vor der Hütte oder an der Tränke befestigen, zeitweilig Tiere im Stall belassen, Besatzdichte reduzieren (Achtung: Portionsweiden auf Mähweiden im Herbst) - Ursache „Rasierschnitte“
Maßnahme: Mähwerk für geringe Futterverschmutzung auf Schnitthöhe 7 cm einstellen - Ursache Auswinterungsschäden
Maßnahmen: Standortangepasste Nachsaatmischungen (Spät- und Frühfroste!), keine hohen Bestände im Winter - Ursache Engerlinge
Maßnahmen: Mechanische Bekämpfung mit Kreiselegge, Fräse; Grünlandneuanlage, Bio-Bekämpfung mit Pilzgerste, Beweidung - Ursache Wühlmäuse
Maßnahmen: Nicht mit zu hohen Beständen in den Winter gehen, Zangenfalle nutzen, Sitzstangen für Greifvögel aufstellen
Fotos: Agrarfoto.com