Eine kleine Gruppe heimischer Unternehmer siedelt die erste rotweißrote Indoor-Lachsfarm im Waldviertel an. ProHektar war vorab in Polen, um sich eine solche Anlage anzusehen.
Eine Investorengruppe rund um den umtriebigen Unternehmer Gerald Gerstbauer hat eine Standortentscheidung für die Indoor-Lachszucht in Österreich getroffen: Gefallen ist die Wahl dieser Tage auf Gmünd im Waldviertel, Niederösterreich. Spätestens in gut zweieinhalb Jahren sollen die ersten, bis zu sechs Kilogramm schweren Fische wöchentlich geerntet werden.
Ende März wurden die Weichen für das Projekt gestellt. Die Firma „Burgenlachs GmbH“ will ab 2026 ein Drittel der derzeitigen Nachfrage nach Lachs in Österreich als „Waldlachs“ in einer Fischzucht unter Dach produzieren. Diese regionale Marke von Burgenlachs stehe „für feinsten, nachhaltigen, frischen Lachs – regional herangewachsen in Waldviertler Wasser“. Gehalten also nach höchsten Qualitätsstandards, „fangfrisch für den österreichischen Markt“.
Investoren sind „Fischliebhaber und Unternehmer“
Möglich machen soll diese landgestützte Fischerzeugung ausgefeiltes Know-how aus Israel. Das technologische Prinzip hinter dieser neuen Art der Lachsproduktion fern von Flüssen und Meer in großen Becken unter hermetisch abgeschirmten Bedingungen sei grundsätzlich einfach, ausgereift und längst erprobt, betont der israelische Entwickler dieses „rezirkulierenden“ Aquakultursystems, kurz RAS, die Firma „AquaMaof“.
Österreich importiert jährlich rund 9.000 Tonnen Lachs aus dem Ausland. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Lachs beträgt ein Kilogramm. Aus der Gmündler Binnen-Lachs-Farm sollen künftig 3.000 Tonnen Qualitäts-Lachs jährlich auf den heimischen Markt kommen.
Binnen-Fischzucht ohne Öko-Risiken
Das Investorenteam in Österreich besteht „aus Fischliebhabern und Unternehmern“ wie Burgenlachs-Geschäftsführer Gerstbauer sowie Eli Sananes, Grisha Alroi-Arloser, Werner Neuwirth-Riedl, Christian Horner und dem Manager und früheren SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Die Gesamtinvestionssumme soll rund 70 Millionen Euro betragen. ProHektar war im März im AquaMaof-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Plonsk nahe Warschau. Die RAS-Technologie ermögliche das Wachstum von Fischen „an Land, vom Ei bis zum fertigen Fisch“. Und das ohne das Risiko von Raubtieren oder Krankheitserregern, die im natürlichen Lebensraum im konkreten Fall der Lachse vorkommen.
Auch andere Öko-Probleme, welche die traditionelle Lachszucht beeinträchtigen könnten – von Wasserverschmutzung bis Temperaturschwankungen – seien ausgeschlossen, erklärte Firmenchef Neder Snir beim Rundgang durch die Anlage. Österreichs Fischbedarf sei bisher stark von Lieferungen aus dem Ausland abhängig, betonen indes die Waldlachs-Investoren. Gerade einmal sechs Prozent des heimischen Bedarfs können mit Fisch aus Österreich gedeckt werden. Um die Versorgungssicherheit in Österreich nachhaltig zu stärken und zu weite Transportwege zu vermeiden, sei die künftige Waldlachsfarm in Gmünd „ein modernes Leuchtturmprojekt“ für Niederösterreich.
Bis zu hundert Arbeitsplätze in der Fisch-Hochburg
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ist überzeugt, dieser Leuchtturm werde „aus der Region weit über die Landesgrenzen hinwegstrahlen“. Der Wirtschaftsstandort Niederösterreich und die Gemeinde Gmünd hätten mit den besten Rahmenbedingungen überzeugt. Sie verweist auf „bis zu hundert neue Jobs in der Region“, samt Stärkung der regionalen Lebensmittelproduktion.
Der Unternehmer Gerald Gerstbauer betont, das Waldviertel sei schon bisher „eine Hochburg für heimischen Qualitätsfisch“. Dank der neuen AquaMaof-Technologie sei es möglich, die weiten Transportwege aus dem Ausland deutlich abzukürzen, die Natur nachhaltig zu schonen, für mehr heimischen Fisch auf Österreichs Tellern zu sorgen und das Waldviertel noch weiter zu stärken. Das sehen auch große Fischzüchter in aller Welt so, die bisher Lachse in Seegehegen in den Fjorden Norwegens, vor Schottland oder auf Neufundland in Nordamerika oder an der Küste Chiles in Südamerika mit Einsatz gewaltiger Mengen an Antibiotika produzieren. Nicht nur für Lachse, auch für Garnelen, Baramundi und Doraden werden mittlerweile weltweit von Kanada bis Japan Indoor-Zuchtbecken im großen Stil errichtet.
Eine Lachszucht mit AquaMaof-System, ähnlich wie in Österreich geplant, ist mittlerweile in der Slowakei in Betrieb. AquaMaof hat bereits sieben Indoor-Fischfarmen erfolgreich umgesetzt.
Complicance-Hinweis: Die Reise nach Polen wurde von der Firma Burgenlachs bezahlt.
Fotos: AquaMaof, Bernhard Weber/ProHektar