Mit seiner mobilen und energieautarken Käserei auf einem Lkw ist Benjamin Schmidhofer in ganz Tirol unterwegs.
Qualitätsvernarrt und unkonventionell, stets voller Ideen und Tatendrang: das ist der „Kasanova“. Gemeint ist Benjamin Schmidhofer aus Fügenberg im Tiroler Zillertal. Der 29-jährige Käsemeister konnte während seiner bisherigen beruflichen Laufbahn viele Erfahrungen sammeln: Nach seiner Ausbildung in der Biokäserei Plangger lernte er beim renommierten Schweizer Senner Willi Schmid die Feinheiten der Milchverarbeitung. Anschließend führte ihn sein Weg nach Paraguay, wo er fast ein Jahr lang an der Entstehung einer Sennerei mitarbeitete.
„Doch während all dieser Zeit hat mich eine Idee nicht losgelassen: nämlich die einer eigenen Käserei auf vier Rädern“, erzählt Schmidhofer. Nach seiner Rückkehr in die Heimat arbeitete er vorerst selbstständig auf der Holzalm in der Wildschönau. Dort verarbeitet er auch heute noch die Milch, unterstützt durch zwei Lehrbuben. Im Jahr 2021 hinzugekommen ist allerdings die mobile Käserei.
Energiequellen für Produktion: Pellets und Photovoltaik
„Ich habe mich in die Milch und ihre Mikrobiologie hineinversetzt. Lange Transportwege verändern die natürliche Zusammensetzung der Milch. Ich will diese aber so unberührt wie möglich verarbeiten“, erläutert der Käseprofi. Seine Sennerei musste also zur Milch. Gemeinsam mit seinen beiden Mit-Tüftlern Georg Gföller und Thomas Gruber wuchtete er daher einen Container auf seinen Lastwagen.
Die große Herausforderung war dabei aber die Energieversorgung der mobilen Käserei. „Es gibt auch andere Varianten, die aber auf die Stromversorgung durch den Bauern angewiesen sind. Das wollte ich vermeiden. Pellets und Photovoltaik sollten meine Käserei betreiben“, so Schmidhofer. Drei Jahre habe die Entwicklung vom Grundgedanken bis zur Fertigstellung gebraucht. „Mit einem Prototyp der Firma ETA Energy konnten wir die erste energieautarke mobile Käserei realisieren. Das hat uns natürlich sehr stolz gemacht.“
Mehrwert nicht nur für die Almbauern
Seit März 2021 ist er mit dieser nun unter dem klingenden Namen Kasanova in der gesamten Region unterwegs, Tiroler, Südtiroler, auch bayerische Bauern gehören zu seiner Klientel. „Von der Tal- bis zur Almlage geben rund 100 Bäuerinnen und Bauern ihre Milch bei mir in die Verarbeitung. Eigentlich wird überall, wo ich mit meinem Lkw hinkomme, gekäst“, schmunzelt Schmidhofer.
Schon frühmorgens macht er sich mit dem Käsemobil auf den Weg zu den Betrieben. Dort braucht er nur einen Wasseranschluss. Falls der Bauer die entstehende Molke nicht nutzen möchte, wird zusätzlich ein Abfluss in die Güllegrube benötigt. „Die Milch landet direkt vom Tank in den Wannen. Dort wird sie in etwa vier Stunden zu Bergkäse, Schnittkäse oder Käsespezialitäten mit Chili oder Kräutern veredelt. Im Anschluss wird der Käse von uns im Salzbad und in den Käsekellern gelagert“, berichtet der Käsemeister.
Nach zwei bis zwölf Monaten werden die Laibe nach Bedarf abgepackt und ausgeliefert. Schmidhofer: „Für die Bäuerinnen und Bauern stellt meine Käserei einen Mehrwert dar: Sie müssen keine Geräte anschaffen, brauchen keine Lagerräume und können sich auf unser Know-how verlassen. Sie bekommen die fertig abgepackten und etikettierten Produkte und können sie direkt weiterverkaufen.“ 70 bis 80 Tonnen Käse produziere er mittlerweile jährlich.
„Für die Bäuerinnen und Bauern stellt meine Käserei einen Mehrwert dar: Sie müssen keine Geräte anschaffen, brauchen keine Lagerräume und können sich auf unser Know-how verlassen.“ Benjamin Schmidhofer
Ausgezeichnete Käse
Auf der Internationalen Käsiade in Hopfgarten im Brixental und auch auf der Käseolympiade in Galtür wurden die Kasanova-Käse in den vergangenen Jahren mittlerweile mehrfach ausgezeichnet. Auch bei der erstmaligen Verleihung des „Tiroler Handwerkspreises“ der Wirtschaftskammer Tirol holte sich Schmidhofer in der Kategorie „Tradition & Moderne“ den ersten Platz.
Große Pläne
Nachdem sich sein Konzept inzwischen etabliert hat, verfolgt Benjamin Schmidhofer schon ein weiteres Projekt. Eine eigene Sennerei am Pankrazberg. „Ich habe schon immer etwas anders gedacht und wurde oft für verrückt erklärt. Doch man darf sich von seinen Zielen nicht abbringen lassen. Das ist der Kasanova-Spirit.“
Fotos: Kasanova